Seit den späten 1950er-Jahren ist der Dichter, Künstler und Aktivist John Giorno (*1936, USA) aus der kulturellen Bohème von New York nicht wegzudenken. Im Umfeld von Andy Warhols Factory und der Beatnik-Literatenszene um Allen Ginsberg hat er ein eigenständiges Œuvre entwickelt, das sich als Synthese von Poesie, Performance und Kunst manifestiert. Inspiriert von der Popkultur, liess Giorno seine Tweet-artigen Gedichte bereits in den 1960er-Jahren auf T-Shirts drucken; und nach dem Motto «Dial-A-Poem» entwickelte er 1968 eine Gratis-Hotline für seine Poesie.
Die Popularisierung von kultureller Energie ist dem bekennenden Buddhisten ein Anliegen. In Neuer Norden Zürich zeigt John Giorno zwei Felsbrocken, in deren Oberfläche je ein Gedicht in Grossbuchstaben graviert wurde. Im Kontext von Schwamendingen und Oerlikon, wo sie in grünen Wiesen zu sehen ist, erzeugt Giornos Poesie neue Lesarten. Werden, Sein, Vergehen – das sind die grossen kosmologischen Themen, die sich auch in den von der baulichen und sozialen Transformation stark betroffenen Quartieren augenfällig abbilden.
Courtesy of the artist und Galerie Eva Presenhuber, Zürich