Die aus St. Gallen stammenden Zwillingsbrüder Frank und Patrik Riklin (*1973, CH) firmieren seit 1999 als «Atelier für Sonderaufgaben» und sorgen mit ungewöhnlichen Aktionen an der Grenze von Kunst, Gesellschaft und Ökonomie für Furore. Mit dem Trinkbrunnen in Zürich-Leutschenbach in der Baugenossenschaft «mehr als wohnen» wird die Vision realisiert, eine Social Urban Zone ins Leben zu rufen. «Früher war ein Brunnen stets Mittel- und Treffpunkt eines Dorfes. Wir haben den Brunnen nun neu interpretiert», sagen die Riklins. Mit dem Trinkbrunnen solle ein Ort entstehen, an dem «sich unterschiedliche Menschen treffen und ins Gespräch kommen». Längerfristig wird der «Brunnen» nur dann fliessen beziehungsweise Getränke abgeben, wenn sich die Anwohner auf die von den Künstlern gesetzten Rahmenbedingungen einlassen. Für die Getränke muss zwar kein Geld bezahlt werden, aber, gewissermassen als symbolischer Tausch, eine «unübliche Handlung» in Gang gesetzt werden. Das funktioniert so: Auf dem Areal befindet sich zum Beispiel das sogenannte Quartiertelefon. Es ist an eine Wand montiert und kann kostenlos angerufen werden. Geht zufällig jemand vorbei und hebt den Hörer ab, verbinden sich wildfremde Menschen miteinander, die einander sonst vielleicht nie begegnet wären. Je mehr telefoniert wird, je mehr Kommunikation entsteht, desto grösser ist der Trinkbrunnenfluss. Zeitweise war die soziale Interaktion so intensiv, waren die vor allem jugendlichen Besucher des Trinkbrunnens so zahlreich, dass die Aktion den genossenschaftlichen Kontext stark strapazierte und medial für Diskussionen sorgte.
Frank & Patrik Riklin (Atelier für Sonderaufgaben)
TRINKBRUNNEN
Baugenossenschaft mehr als wohnen
Hagenholzstrasse 104
8050 Zürich
2013
Mehrteilige Installation